1970-1990
Konsolidierung und Weiterentwicklung der Ausbildungen
REFA-Institut in Darmstadt: Ausbildungsstätte für Vollzeitausbildungen
Mit der Eröffnung des neuen Institutsgebäudes, dem Kurt-Hegner-Institut – welches später in REFA-Institut Darmstadt umbenannt wurde –, erhielt der REFA-Bundesverband eine attraktive Ausbildungsstätte für Vollzeitausbildungen. Diese Einrichtung verfügte zudem über ein eigenes Unterkunftsgebäude für Lehrgangsteilnehmer. Die berufsbegleitenden Seminare, die in Teilzeit und abends stattfanden, wurden weiterhin von den REFA-Landesverbänden bzw. deren örtlichen Bezirks- und Ortsverbänden angeboten.
Unter der Leitung von Dr.-Ing. Konrad Schlaich konzentrierte sich das REFA-Institut Darmstadt neben den Ausbildungsaktivitäten verstärkt auf die Weiterentwicklung des Arbeitsstudiums und des Industrial Engineering in der deutschen Wirtschaft. Zudem widmete es sich den Aufgaben des Verbandsservices. Ein bedeutender Schritt in dieser Entwicklungsphase war die Ablösung des bisherigen „REFA-Buchs“ durch die neue Buchreihe „REFA-Methodenlehre des Arbeitsstudiums“.

Dr.-Ing. Konrad Schlaich

REFA-Institut Darmstadt
Neue REFA-Stufenausbildung
Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im Jahr 1974 erweiterte der REFA-Verband sein Wirkungsfeld und nahm dies zum Anlass, sich einen neuen Namen zu geben: „REFA-Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e. V.“ In diesem Zusammenhang wurde auch eine neue Struktur der REFA-Stufenausbildung mit qualifizierenden Abschlüssen eingeführt, die wie folgt gestaltet war:
- Beginnend mit der REFA-Grundausbildung,
- gefolgt von der REFA-Fachausbildung, die Seminare in Nomografie und Statistik, Planung und Steuerung sowie einen branchenspezifischen Fachlehrgang umfasste,
- der REFA-Technikerausbildung, und schließlich
- der Ausbildung zum REFA-Ingenieur für Industrial Engineering.

Allgemeine Stufenausbildung
Der Lehrstoff der REFA-Grundausbildung, der auf insgesamt 350 Lehrstunden erweitert wurde, orientierte sich an der neuen Methodenlehre und wurde durch Informationen zu den Verfahren MTM und Work-Factor ergänzt. Die Teilnehmer erhielten programmierte Lehrunterlagen zur Reflexion des Lehrstoffs. Die beiden Teile der Ausbildung dauerten in der Vollzeitversion jeweils vier Wochen, mit einer zweiwöchigen Pause für das Selbststudium. Die in den örtlichen REFA-Gliederungen angebotenen Teilzeit- und Abendkurse erstreckten sich über einen entsprechend längeren Zeitraum.
Mit der Veröffentlichung der Buchreihe „REFA-Methodenlehre der Planung und Steuerung“ wurde die neue REFA-Fachausbildung eingeführt, einschließlich des Seminars „Planung und Steuerung“. Weitere Seminare, die zum Abschluss als „REFA-Fachmann für Fertigungsorganisation“ führten, umfassten „Nomographie und Statistik“ sowie einen branchenspezifischen Fachlehrgang.
Die Struktur der Seminare für REFA-Techniker (SRT) und der Abschluss als „REFA-Techniker für Industrial Engineering“ mit drei zweiwöchigen Dekaden und ausgewählten Themen aus der Arbeitswirtschaft, präsentiert von Industriepraktikern und fachlichen Mitarbeitern des REFA-Instituts, blieb erhalten.
Die Seminare Industrial Engineering (SIE) und der Abschluss als „REFA-Ingenieur für Industrial Engineering“ wurden in 4- bis 5-tägige Themenblöcke gegliedert. Die Themen umfassten Organisationslehre im Betrieb, Personalwirtschaft, wirtschaftliche Planungs- und Kontrollverfahren, Produkt- und Betriebsmittelwirtschaft, statistische Qualitätskontrolle, Planzeit- und Netzplantechnik, Produktionsplanung und -steuerung sowie Unternehmensführung.
Mit der Erweiterung der REFA-Fachbuchreihe im Jahr 1981 durch die „Methodenlehre der Organisation im Verwaltungsbereich“ wurde auch die REFA-Organisatoren-Ausbildung für Dienstleistung und Verwaltung mit einem speziellen Lehrwerk und Lehrunterlagen ausgestattet. Diese Ausbildung wurde ebenfalls als Stufenausbildung konzipiert und beinhaltete neben einer spezifischen Grundausbildung und einer zweiwöchigen Zwischenausbildung mit Themen wie Datenverarbeitung, Statistik und Kostenwesen insgesamt sechs jeweils einwöchige Themenkreise zu spezifischen Aspekten des Organisationsmanagements in Dienstleistung und Verwaltung.

Ausbildung zum Organisator
Mit den neuen REFA-Methodenlehren, der erweiterten Namensgebung und den strukturierten Stufenausbildungen verzeichnete man einen enormen Zuspruch zu den Ausbildungsprogrammen. Dies führte dazu, dass für bestimmte Ausbildungen Zugangsvoraussetzungen definiert wurden, um die Teilnehmerzahl und -qualität regulieren zu können. Dies galt sowohl für die Vollzeitausbildungen am REFA-Institut als auch für die Teilzeitausbildungen in den örtlichen Gliederungen. Der starke Andrang hatte mehrere Gründe:
- Die zunehmende Bedeutung der Arbeitsgestaltung zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und zur Schaffung menschengerechter Arbeitsbedingungen;
- Der wachsende Bedarf an Fachkräften mit REFA-Kenntnissen in der Wirtschaft;
- Der Erfolg der neuen REFA-Methodenlehre des Arbeitsstudiums;
- Die Überwindung des historisch bedingten Images von REFA, lediglich Zeitermittler für Akkordlöhne zu sein;
- Die anerkannte Expertise von REFA in praxisorientierten Ausbildungen;
- Die Förderung der REFA-Ausbildungen durch das Arbeitsamt.
Konsolidierung und Organisation eines breiten Ausbildungsspektrums
Die positive Entwicklung des REFA-Verbandes setzte sich auch in den 1980er-Jahren fort. Bis 1980 war die Mitgliederzahl auf 45.000 Einzelmitglieder und 3.000 Firmenmitglieder angestiegen. Jährlich nahmen mehr als 40.000 Teilnehmer an den REFA-Seminaren teil – eine organisatorische Mammutaufgabe, die durch Heinz Hildebrand und sein Team mittels Planungstafeln zur Verknüpfung von Tausenden von Daten meisterhaft bewältigt wurde.
Das Ausbildungsspektrum war mittlerweile umfassend strukturiert. Die Lehrinhalte und fachlichen Ergänzungen wurden kontinuierlich vom Entwicklungsbereich des REFA-Instituts unter der Leitung von Dr. Wilhelm Doerken überarbeitet und angepasst.
Die Organisation und Durchführung der zahlreichen Ausbildungen und Seminare erforderten eine zentrale Koordination, die von REFA-Ingenieur Volkmar Bührer, dem Bereichsleiter für Aus- und Weiterbildung, übernommen wurde.

Heinz Hildebrand

Dr. Wilhelm Doerken

REFA-Ing. Volkmar Bührer

REFA Logo

Planungstafel zur Organisation der Ausbildungen
Die Referatsleiter für die REFA-Grundausbildung, Klaus Neumann, sowie für die REFA-Fachausbildung und REFA-Techniker-Ausbildung, Hubert Schneiderhan, griffen in ihren Seminaren auf die neue Fachbuchreihe „REFA-Methodenlehre der Betriebsorganisation“ zurück, welche die bisherigen Methodenlehren zusammenfasste und als Lehrmaterial diente.
Die Ausbildung zum REFA-Industrial-Engineer, geleitet von Dipl.-Ing. Elmar Tiburski, wurde erfolgreich an die Marktbedingungen angepasst und durchgeführt.

Klaus Neumann

Hubert Schneiderhan

Dipl.-Ing. Elmar Tiburski

Dipl.-Ing. Klaus Funke

Klaus-Hennecke Feldmann
Die frühere „Grundausbildung für den Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich“, unter der Leitung von Dipl.-Ing. Klaus Funke, entwickelte sich zur REFA-Organisatoren-Ausbildung für Verwaltung und Dienstleistung. Diese umstrukturierte Ausbildung bestand aus Seminarblöcken mit einem Umfang von jeweils 160 bis 200 Lehrstunden und führte zu den Abschlüssen als
- REFA-Organisations-Sachbearbeiter,
- REFA-Organisator, und
- REFA-System-Organisator.
Sie versorgte Organisationsmitarbeiter mit dem erforderlichen methodischen Werkzeug, um Arbeitsaufgaben und -prozesse zu analysieren, zu strukturieren und Daten für die Personalbedarfsermittlung zu sammeln. Ab 1985 wurden die neuen Fachbücher „REFA-Methodenlehre für den Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich“ in der Ausbildung eingesetzt.
Ergänzend zur REFA-Stufenausbildung wurden unter der Betreuung und Vermarktung von Klaus-Hennecke Feldmann zahlreiche neue Spezialausbildungen eingeführt, darunter der Fertigungssteuerer, Kostenrechner, Controller, Wertanalytiker sowie EDV- und NC-Organisator.
In verschiedenen Sonderseminaren hatten Weiterbildungsinteressierte die Möglichkeit, sich ohne den Druck von Prüfungen zu qualifizieren und Erfahrungen in aktuellen Themenbereichen wie Arbeitsstudium und Produktivität, Datenermittlung, Planung und Steuerung, Kostenrechnung, menschengerechte Arbeitsgestaltung und Personalführung auszutauschen.
REFA-Akademie für Betriebswissenschaft: staatliche Ausbildungsgänge
Bis zum Ende der 1960er-Jahre wurden arbeitswissenschaftliche Themen in der Fachschulausbildung selten hervorgehoben; stattdessen wurden REFA-Abschlüsse berufsbegleitend hauptsächlich von Facharbeitern und Kaufleuten erworben. Eine Umfrage unter Industrieunternehmen in Baden-Württemberg offenbarte jedoch den Bedarf der Wirtschaft an interdisziplinären Ausbildungen, die Technik, Betriebswirtschaftslehre, REFA-Kenntnisse und Betriebsorganisation miteinander verbanden. Daraus entstand die Idee, innerhalb des REFA-Verbandes eine private, staatlich anerkannte Fachschule zu gründen. Der breit gefächerte Lehrplan in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik, Betriebswirtschaftslehre, Organisationslehre und EDV, Betriebspsychologie und Führungslehre sowie die Methodenlehre des Arbeitsstudiums führten zur Gründung der Akademie für Betriebswissenschaft am 2. Mai 1972 als anerkannte Staatliche Ergänzungsschule mit dem Abschluss „Techniker für Betriebswissenschaft.
In den 1970er-Jahren war es ein Novum, fächerübergreifende Inhalte mit einem Bildungsabschluss zu verbinden. Die Konzeption zielte darauf ab, Absolventen zu befähigen, technische, organisatorische und ökonomische Probleme innerhalb ihres Tätigkeitsfeldes zu erkennen, mit betriebswissenschaftlichen Methoden Lösungen zu entwickeln und diese im Unternehmen umzusetzen.
Der Sitz der Akademie befand sich in Mannheim und wurde zunächst vom REFA-Bundesverband und später vom REFA-Landesverband Baden-Württemberg geleitet. Das Organisationsmanagement oblag Frau Doris Biereth-Pohl, die sich auch im Vertrieb von REFA-Ausbildungen für den REFA-Bezirk engagierte und im Landesverband erste Maßstäbe für professionelles Marketing setzte.
Im Jahr 1990 wurden die Weiterbildungsgänge „Techniker der Betriebsinformatik“ und „Vertriebstechniker“ mit staatlich anerkanntem Abschluss eingeführt.
Die Lehrinhalte wurden kontinuierlich an die Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Verwaltung angepasst, wobei die Inhalte im Bereich REFA-Industrial-Engineering weiter vertieft wurden.

Doris Biereth-Pohl