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REFA-Aus- und Weiterbildungen

1924-1945
Die ersten REFA-Lehrgänge

Erste REFA-Lehrgänge für Zeitkalkulatoren und Arbeitszeitberechnung

Bereits im Jahr 1922 initiierte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure Kurse für Stücklohn-Kalkulatoren. Die bis dahin verwendeten Unterlagen bestanden hauptsächlich aus Mappen zur „Spanabhebenden Formung“ und zur „Arbeitszeitermittlung im Gießereiwesen“. Kurt Hegner wurde beauftragt, Kalkulationsunterlagen aus der Industrie zu sammeln. Ziel war es, die methodischen Grundlagen für eine korrekte Akkordkalkulation zu schaffen, die einen fairen Leistungslohn und eine transparente Produktkostenkalkulation gewährleisten. Diese sollten systematisiert und zu geeigneten Lehrmaterialien aufbereitet werden.

Nach zwei Jahren konnte Hegner die ersten Kurse mit diesen Materialien in Berlin anbieten. Diese bildeten die Grundlage für später im gesamten Reich durchgeführte Lehrgänge. Durch seine Arbeit legte Kurt Hegner einen Grundstein für die Verbreitung der REFA-Methodenlehre und wurde somit zum ersten „REFA-Lehrer“.

Die Herausforderung zur damaligen Zeit lag darin, weitere Fachleute aus der Metallindustrie als Lehrkräfte zu gewinnen. Glücklicherweise formierte sich im Laufe der Zeit ein Kreis von Experten, die von lokalen REFA-Vereinigungen zu REFA-Lehrern ernannt wurden.

Obering. Kurt Hegner

Obering. Kurt Hegner

Mit seinem „Lehrbuch der Vorkalkulation von Bearbeitungszeiten“ präsentierte Hegner später die Grundlagen der Arbeitszeitermittlung und der Kalkulationsverfahren in einer branchenübergreifenden Form. Die dadurch „neutralisierte“ REFA-Lehre konnte so auch auf andere Branchen ausgeweitet werden. Die entwickelten Grundbegriffe und Systematiken sind bis heute von grundlegender Bedeutung und werden voraussichtlich auch in Zukunft relevant bleiben.

Um eine optimale Ausbildung zu gewährleisten, war es bereits damals notwendig, dass die Teilnehmenden eine angemessene Vorbildung im technischen Rechnen mitbrachten, die durch eine Aufnahmeprüfung nachgewiesen werden musste. Während des Lehrgangs waren Hausarbeiten zu erledigen sowie Zwischen- und Abschlussprüfungen zu absolvieren.

Von 1922 bis 1935 besuchten insgesamt 12.000 Teilnehmende die REFA-Lehrgänge.

Termin-Ausschreibung REFA-Kurs 1931 vom Landesausschuss Württemberg (Quelle: 75 Jahre REFA Baden-Württemberg, S.18)

Termin-Ausschreibung REFA-Kurs 1931 vom Landesausschuss Württemberg
(Quelle: 75 Jahre REFA Baden-Württemberg, S.18)

Start der REFA-Lehrerausbildung

Ab den 1930er-Jahren mussten REFA-Lehrer eine entsprechende Qualifikation vorweisen, anstatt lediglich vorgeschlagen zu werden. Zu diesem Zweck absolvierten sie diverse REFA-Lehrerseminare, deren Lehrinhalte teilweise bis heute Anwendung finden. Dazu gehören allgemeine Einführungsvorträge, arbeitswissenschaftliche Erläuterungen und Rhetorikkurse. Der Lehrgangsleiter war der Baurat Dipl.-Ing. E. Preger, der Vorsitzende des REFA-Hauptausschusses für Ausbildungsfragen. Bis zum Jahr 1945 wurden insgesamt 32 Lehrerseminare abgehalten.

Dipl.-Ing. E. Preger

Dipl.-Ing. E. Preger

Ab 1935 geriet REFA unter den Einfluss der politischen Verhältnisse. Die deutsche Regierung forderte lohnordnende Maßnahmen zur „Leistungssteigerung und Herstellung der Lohngerechtigkeit“ in der Rüstungsindustrie. Der Reichsausschuss für Arbeitsstudien (REFA), der sich stets als neutrale und der Gemeinschaft verpflichtete Institution sah, wurde beauftragt, die Methodik zu liefern und REFA-Fachkräfte auszubilden. Die Durchführung der REFA-Lehrgänge war jedoch nur in Kooperation mit der „Deutschen Arbeitsfront (DAF)“ möglich. REFA übernahm die fachliche Betreuung und stellte die Lehrkräfte, während die DAF für Werbung, Organisation und die Bereitstellung der Schulungseinrichtungen zuständig war.

Im „REFA-Grundlehrgang“ wurden in 26 Doppelstunden die Grundlagen und Verfahren des Arbeitsstudiums gelehrt. In spezialisierten Fachlehrgängen von jeweils 12 Doppelstunden konnten Anwendungen in bestimmten Branchen vertieft werden – von der Metall- und Bekleidungsindustrie über die Holz- bis zur Gummi-Industrie. Zusätzlich gab es dreiwöchige „Internatslehrgänge“.

Ankündigung REFA-Lehrgang für Arbeitszeit-Vorrechnung und Arbeitskunde (Quelle: 75 Jahre REFA Baden-Württemberg, S.18)

Ankündigung REFA-Lehrgang für Arbeitszeit-Vorrechnung und Arbeitskunde
(Quelle: 75 Jahre REFA Baden-Württemberg, S.18)

Die Durchführung der Lehrgänge wurde zunehmend schwieriger, da die Vorqualifikation der Teilnehmenden sank. Dies führte dazu, dass viele Themen des zweiten REFA-Buches nicht mehr behandelt werden konnten und kaum Zeit für praktische Übungen blieb. Zudem mangelte es – bedingt durch die politischen Verhältnisse – zunehmend an qualifizierten REFA-Lehrkräften. Die Bewältigung dieser Probleme blieb in den letzten Kriegsjahren jedoch unerreicht.