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Organisation des REFA-Verbands

Neubeginn nach 1945-1970
Neuorganisation und Aufschwung

Erste regionale REFA-Verbände

Nach dem Kriegsende wurden alle bestehenden Organisationen und Verbände aufgelöst, was dazu führte, dass auch REFA seine rechtliche Existenz verlor, nachdem die REFA-Hauptverwaltung mitsamt all ihren Dokumenten bereits durch Luftangriffe auf Berlin zerstört worden war. Dennoch blieben die menschlichen und fachlichen Verbindungen in den vielen lokalen Ausschüssen bestehen und führten bald zur Entstehung privater Interessensgruppen.

Bereits im August 1945 wurden in Baden-Württemberg, in Zusammenarbeit mit der damals neu entstandenen Gewerkschaftsbewegung, die ersten Schritte unternommen, um REFA neu zu beleben. Dank der Bemühungen von REFA-Anhängern, insbesondere des späteren Arbeitsdirektors G.W. Hagner, wurde REFA von der Liste der verbotenen Organisationen gestrichen und konnte im Rahmen einer zunächst privaten „Gesellschaft für Arbeitsstudien und Lohngestaltung“ wieder eine begrenzte Tätigkeit aufnehmen. Charakteristisch und wegweisend für die spätere Entwicklung war die enge Anbindung an Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.

Im Frühjahr 1946 begannen in einigen Besatzungszonen Bemühungen, die Arbeit des aufgelösten Reichsausschusses fortzuführen, woraus Zentren für eine REFA-Wiederbelebung entstanden. Im darauffolgenden Jahr führten diese Anstrengungen zur offiziellen Gründung regionaler REFA-Verbände:

  • Am 17. April 1947 wurde die Gesellschaft für Arbeitsstudien und Lohnentwicklung in Württemberg-Baden von der amerikanischen Militärregierung lizenziert.
  • Am 17. Juni 1947 erfolgte in Wuppertal die Gründung des REFA-Verbandes für die Britische Zone.
  • Am 12. Dezember 1947 wurde der regionale Verband für Arbeitsstudium in Bayern gegründet.
  • Am 5. Februar 1948 wurde der Verband für Arbeitsstudien – REFA e.V. in Hessen ins Leben gerufen.
  • Die Gründung eines REFA-Verbandes für Berlin verzögerte sich bis zum 24. September 1949 aufgrund der unklaren politischen Situation.
  • Anfang der 1950er-Jahre wurde in Rheinland-Pfalz die Gründung eines REFA-Verbandes realisiert.

Somit war bereits seit 1948 die Wiederbelebung der REFA-Arbeit in allen Ländern Westdeutschlands vollzogen, auch wenn die politischen Umstände zunächst nur die Bildung regionaler Verbände erlaubten.

Im Gegensatz zu früher, als die Arbeit in Form von Ausschüssen und Arbeitskreisen organisiert war, wurde nun die Form des eingetragenen Vereins gewählt. Diese Form entsprach eher den Grundsätzen der Demokratie und der Gemeinnützigkeit, bot den Einzelmitgliedern Mitspracherecht und ermöglichte eine enge Zusammenarbeit mit den Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, während sie gleichzeitig vollständige Unabhängigkeit wahrte. Zudem wurde durch Mitgliedsbeiträge eine gewisse finanzielle Selbstständigkeit gesichert.

Gründung des REFA-Bundesverbandes

Durch die verstärkt einsetzenden regionalen REFA-Neugründungen entstand die Gefahr, dass die für REFA charakteristische Einheitlichkeit der Lehre verloren gehen könnte. Daher war es notwendig, über die bestehenden politischen Ländergrenzen hinweg Brücken zu schlagen, um die REFA-Verbände verschiedener politischer Zonen auf ein einheitliches Vorgehen in Bezug auf Schrifttum und Ausbildung zu verpflichten.

Auf Einladung des REFA-Vorsitzenden für die Britische Zone, Direktor Dipl.-Ing. H. Girod, versammelten sich im Februar 1948 in Wiesbaden die Vertreter der REFA-Verbände der Bizone (der britischen und amerikanischen Zone) sowie Gäste aus anderen Zonen zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der REFA-Verbände (ARV)“. Die getroffenen Vereinbarungen wurden in einer Satzung festgehalten, die auch als Vorlage für den späteren REFA-Bundesverband diente. Diese Satzung wurde verpflichtend anerkannt und unterzeichnet von:

  • Verband für Arbeitsstudien – REFA e.V. Nordwest mit 30 Bezirks- und 14 Ortsverbänden am 6. Mai 1949;
  • REFA-Bayern – Regionaler Verband für Arbeitsstudien in Bayern mit 17 Ortsausschüssen am 31. Mai 1949;
  • Gesellschaft für Arbeitsstudien und Lohnentwicklung – REFA e.V. Württemberg-Baden mit 8 Bezirksverbänden am 19. Juni 1949;
  • Verband für Arbeitsstudien – REFA e.V. Berlin am 2. Juni 1949;
  • Verband für Arbeitsstudien – REFA e.V. Rheinland-Pfalz mit 3 Bezirksverbänden im Februar 1950.

Der REFA-Bundesverband wurde am 23. September 1951 in Frankfurt am Main in seiner heutigen Form unter dem Namen ,,Verband für Arbeitsstu­dien – REFA e. V." gegründet. Von diesem Zeitpunkt an, war in der Satzung auch die Zusammenarbeit mit den Vertretern der Gewerkschaften (DGB) und der Arbeitgeberverbände (BDA) verankert.

Die feierliche Gründung des REFA-Bundesverbandes erfolgte in der Aula der Universität Frankfurt am Main. Die regionalen REFA-Verbände blieben als eingetragene Vereine eigenständig und behielten ihre Finanzhoheit. Der neu gegründete Bundesverband erhielt die Aufgabe, eine einheitliche REFA-Ausbildung zu gewährleisten.

REFA Logo

REFA Logo

Bei der 1. Bundesmitgliederversammlung wurde Dr. K. Magnus zum 1. Vorsitzenden des REFA-Verbandes gewählt. Als Sitz des Verbandes entschied man sich für das zentral gelegene Darmstadt in Hessen; Berlin wurde aufgrund seiner Randlage nicht in Betracht gezogen. Die erfolgreiche Arbeit wurde durch das gewählte Führungsteam mit Prof. Dr.-Ing. H. Böhrs als Hauptgeschäftsführer sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern Dr.-Ing. E. Pechhold und Prof. K. Krüger gewährleistet.

Dr. Kurt Magnus

Dr. Kurt Magnus

Prof. Dr.-Ing. H. Böhrs

Prof. Dr.-Ing. H. Böhrs

Prof. K. Krüger

Prof. K. Krüger

Dr.-Ing. E. Pechhold

Dr.-Ing. E. Pechhold

Neuorganisation, Aktivitäten und Wiederaufnahme der Bildungsarbeit in den 50er-Jahren

Am 1. Oktober 1951 nahm die hauptamtliche Bundeszentrale, das REFA-Institut, in Darmstadt mit dem benannten Führungsteam und fünf Verwaltungskräften ihre Arbeit auf.

Einrichtung von Arbeitsausschüssen

Ein zentraler Bestandteil der Arbeit im Gesamtverband war die Wiederaufnahme der Bildungsarbeit in den REFA-Gliederungen. Für die Weiterentwicklung der REFA-Lehre wurden Arbeitsausschüsse für verschiedene Grundsatz- und Fachfragen eingerichtet. Jeder Ausschuss verfolgte die Entwicklung in seinem Gebiet in Theorie und Praxis, erstellte Manuskripte für Lehrunterlagen, arbeitete Lehrpläne aus und warb Lehrkräfte an. Es wurden unter anderem folgende Ausschüsse bestätigt oder neu gebildet:

  • Grundsatzausschuss Arbeitsgestaltung
  • Grundsatzausschuss Zeitvorgabe
  • Grundsatzausschuss Arbeitsbewertung
  • Grundsatzausschuss Arbeitsunterweisung
  • Grundsatzausschuss Kostenwesen
  • Grundsatzausschuss REFA-Ausbildung
  • Grundsatzausschuss Schrifttum
Dr.-Ing. A. Winkel

Dr.-Ing. A. Winkel

Mit der Einrichtung des Grundsatzausschusses Auftragsplanung und Terminwesen wurde die REFA-Arbeit auf das Handwerk ausgedehnt, wobei unter der Leitung von Dr.-Ing. A. Winkel zunächst der Fokus auf Handwerksbetriebe, später auf die Anliegen der Klein- und Mittelbetriebe (KMU) gelegt wurde. REFA entwickelte sich damit zu einem verlässlichen Partner des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).

Zusätzlich wurden 13 Fachausschüsse eingerichtet, die sich mit Fragen des Arbeitsstudiums in verschiedenen Wirtschafts- und Fertigungszweigen beschäftigten. Damit war der REFA-Verband organisatorisch konsolidiert und gut aufgestellt, und es konnten jährliche Bundestagungen mit Bundesmitgliederversammlungen abgehalten werden.

Reorganisation der REFA-Ausbildungen zu einem Ausbildungssystem

Prof. Böhrs forderte bereits 1948 eine mehrstufige Gliederung der REFA-Ausbildung, um den unterschiedlichen Anforderungen des Arbeitsstudiums gerecht zu werden:

  1. Stufe: Brancheneinheitliche traditionelle Ausbildung in Zeitstudien, Arbeitsgestaltung, Arbeitsbewertung
  2. Stufe: Fachliche Sonderausbildung und Spezialausbildungen in Arbeitsgestaltung und Arbeitsvorbereitung
  3. Stufe: REFA-Ingenieur-Ausbildung

Die ersten beiden Stufen sollten von den REFA-Bezirken durchgeführt werden, die dritte Stufe lag beim REFA-Institut des REFA-Bundesverbandes, der auch die gesamte Ausbildungskoordinierung übernahm. Im Januar 1951 wurde das Konzept auf der Seminar-Lehrerkonferenz in Goslar umgesetzt, wobei Dauer und Inhaltsverteilung der REFA-Ausbildungen festgelegt wurden.

Im Januar 1951 wurde das Konzept auf der Seminar-Lehrerkonferenz in Goslar umgesetzt. Für die REFA-Ausbildungen wurden die Dauer sowie die Verteilung der Inhalte festgelegt. So umfasste der REFA-Grundlehrgang nun mit 120 Lehrstunden dreimal so viele Stunden wie zuvor. Auch die Organisation des Lehrbetriebs und die Schaffung eines qualifizierten REFA-Lehrerstamms waren Gegenstand der Konferenz. Besonders der REFA-Lehrer, als treibende Kraft der REFA-Methodik, sollte besondere Beachtung finden. Organisatorisch wurden die nebenberuflich tätigen REFA-Lehrer 14 sogenannten REFA-Lehrer-Konferenzgebieten zugeordnet. Die Betreuung dieser Gebiete erfolgte durch das REFA-Institut.

Entwicklung von Lehrmaterialien – das REFA-Buch in fünf Einzelbänden

Die Reorganisation der Ausbildungen erforderte die Entwicklung entsprechender Lehrmaterialien. Aus den vorhandenen Schriften wurden die Erkenntnisse des Arbeitsstudiums zusammengefasst, methodisch weiterentwickelt und in fünf Bänden als neues „REFA-Buch“ publiziert, das zusammen mit Arbeitsblättern in Loseblattform als Lehrmaterial diente. Die Hauptbearbeitung übernahmen Böhrs, Bramesfeld, Pentzlin und Experten aus den Fachausschüssen.

Mitwirkung der Tarifvertragsparteien

Seit der Gründung des REFA-Bundesverbandes ist die Beteiligung der Tarifvertragsparteien im REFA-Verband in der Satzung verankert. In allen Gremien des Verbandes, von den Vorständen aller REFA-Gliederungen über die branchenbezogenen Fachausschüsse und Entwicklungsgremien bis hin zum Aufsichtsrat, wirken Delegierte der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aktiv mit. Dies garantiert den Lehrgangsteilnehmenden und den Unternehmen ein REFA-Methodenspektrum, das die Zustimmung sowohl der Gewerkschaften als auch der Arbeitgeberverbände findet. REFA zeichnet sich damit unter allen Bildungsanbietern aus den beruflichen Bereichen durch ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal aus und ist aufgrund seiner Neutralität bei arbeitsrechtlichen und arbeitsgestalterischen Kontroversen ein anerkannter Vermittler.

Als Vertreter der vielen Delegierten beider Verbände, die bei REFA mitwirken, sollen hier stellvertretend die ersten beiden Vertreter seit 1951 im Verband genannt werden: Dr. K. Wolf (Arbeitgeber) und REFA-Ing. F. Ingendahl (Gewerkschaften). Ebenso sind die Herren Dipl.-Ing. Norbert Baszenski (Arbeitgeber) und Ekkehard Schwabe (Gewerkschaften) hervorzuheben, die sich in den 1990er-Jahren engagiert bei der Neuausrichtung des Verbandes beteiligten.

Dr. K. Wolf

Dr. K. Wolf

Dipl.-Ing. Norbert Baszenski

Dipl.-Ing. Norbert Baszenski

REFA-Ing. F. Ingendahl

REFA-Ing. F. Ingendahl

Ekkehard Schwabe

Ekkehard Schwabe

Kommunikationsmedien im Verband

Die Fachinformationen zur REFA-Lehre und Ausbildungsorganisation wurden ab September 1943 auch über das Medium des Mitteilungsblattes „Der REFA-Mann“ an REFA-Mitglieder und REFA-Lehrkräfte kommuniziert. Es erschien insgesamt 45-mal und wurde am 25. Februar 1948 von den „REFA-Nachrichten“ abgelöst. Ziel dieses Informationsmediums war es, eine engere Verbindung zwischen der REFA-Führung und den Akteuren der REFA-Arbeit zu schaffen.

Der REFA-Mann

Der REFA-Mann

REFA Nachrichten

REFA Nachrichten

Die Auflage der „REFA-Nachrichten“ wurde über die Jahre kontinuierlich erhöht: In den 1950er-Jahren stieg sie von 7.000 auf 27.000 Exemplare und erreichte infolge der Mitgliederzunahme schließlich eine Auflage von 60.000 Stück. Das Erscheinungsbild der Zeitschrift wurde über die Zeit hinweg weiterentwickelt und modernisiert, bis 1981 ein kompletter Relaunch erfolgte. Ab diesem Zeitpunkt öffnete sich die Zeitschrift auch für Themen von allgemeinem Interesse. 1995 erfuhr sie ein weiteres „Facelifting“ und nahm eine höhere Anzahl von externen Fachartikeln auf.

Im Jahr 2008 wurde der Titel in „Industrial Engineering“ geändert, um den Fokus auf die verstärkte Berichterstattung über Erkenntnisse und bewährte Methoden des Industrial Engineering zu legen und deren Bedeutung in der REFA-Lehre zu unterstreichen.

Verschiedene REFA Publikationen

Verschiedene REFA Publikationen

Die Schriftleitung und Redaktion lagen zunächst in den Händen von Prof. Böhrs und Prof. Bramesfeld, von 1963 bis 1983 übernahm Prof. Krüger diese Aufgabe. Danach führte Berndt Schelm die Redaktion, bis er sie 2007 an Manfred Stroh übergab.

Bernd Schelm

Bernd Schelm

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Manfred Stroh

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Manfred Stroh

Jahre des Aufschwungs in den 60ern

Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland nach dem Krieg manifestierte sich auch im zunehmenden Interesse der Wirtschaft an REFA. Von 1950 bis 1959 stieg die Mitgliederzahl von 7.000 auf 22.000 und die Teilnehmerstunden pro Jahr erhöhten sich von 282.000 auf 1.860.000. Für die REFA-Mitglieder wurde REFA zu einem Berufsverband und für die Kunden zu einem Qualitätsmerkmal.

Der Aufstieg von REFA wurde maßgeblich durch die Führungsmannschaft vorangetrieben, die von Mitte der 50er-Jahre bis 1970 die Leitung innehatte: Dipl.-Ing. Antoni und Prof. Heimann als REFA-Vorstandsvorsitzende sowie Prof. Dr.-Ing. Bramesfeld und Dr. Maul als Hauptgeschäftsführer des REFA-Bundesverbandes. Die Leitung des REFA-Instituts übernahmen Herr Dr.-Ing. Pechhold und Herr K. Krüger als Schriftleiter.

Prof. Dr.-Ing. Bramesfeld

Prof. Dr.-Ing. Bramesfeld

Dipl.-Ing. W.A. Antoni

Dipl.-Ing. W.A. Antoni

Dir. Dr. Dipl.-Ing. H. Maul

Dir. Dr. Dipl.-Ing. H. Maul

Prof. Dipl.-Ing. K.W. Heimann

Prof. Dipl.-Ing. K.W. Heimann

Neben den REFA-Standardausbildungen trieb man die REFA-Ingenieur-Ausbildung mit der Qualifikation zum REFA-Ingenieur weiter voran. Eine achtwöchige Studienreise in die USA durch Mitglieder des Gesamtvorstandes und des REFA-Instituts, um die dortigen Methoden des Industrial Engineering zu erkunden, mündete in die Übersetzung des amerikanischen „Handbuchs des Industrial Engineering“ – eine wertvolle Grundlage für spätere IE-Seminare. Zusätzlich wurden spezielle Arbeitskundeseminare für Betriebsleiter und Führungskräfte intensiviert.

Die Räumlichkeiten der Bundeszentrale wurden neu organisiert. Die Hauptgeschäftsstelle, das REFA-Institut und die Schriftleitung fanden ihren neuen Platz in Darmstadt in der Holzhofallee, während in der nahegelegenen Rheinstraße Räume für eine dauerhafte Ausbildungsstätte und die neu geschaffene Lehrmittelzentrale zur Versorgung der REFA-Gliederungen mit Lehrmitteln eingerichtet wurden. In Ludwigsburg gründete der Landesverband Baden-Württemberg eine REFA-Schule.

Als weiteres Zeichen des Aufschwungs begann man 1967 mit der Planung eines neuen REFA-Hauses, was eine neue Ära für die kommenden Jahre einläutete.