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Organisation des REFA-Verbands

1924-1945
Die Gründungsjahre

Gründung des Reichsausschusses für Arbeitszeitermittlung

Bereits um 1900 begann in den USA eine signifikante Entwicklung, als F. W. Taylor seine Grundsätze der wissenschaftlichen Betriebsführung publizierte und die Zeitstudie in den Betrieben Einzug hielt. Nach dem Ersten Weltkrieg war der dringende Handlungsbedarf, die Wirtschaftlichkeit in industriellen Unternehmen zu verbessern, offensichtlich. Es mangelte jedoch an methodischen Grundlagen für eine transparente Kostenkalkulation und die Festlegung eines angemessenen Leistungslohns, sowie an einer Vereinheitlichung von Normen als grundlegende Elemente wirtschaftlichen Handelns. Darüber hinaus war es notwendig, dass eine kompetente, unparteiische Stelle die Methoden und deren Anwendungsregeln entwickelte, um den Anforderungen der Sozialpartner gerecht zu werden. Es gründeten sich daher sukzessive:

  • der Verein Deutscher Ingenieure (VDI),
  • die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure (VDADB),
  • der Normenausschuss der Deutschen Industrie (NDI),
  • der Ausschuss für wirtschaftliche Fertigung (AWF, der 1922 als Reichsausschuss in das Reichskuratorium für Wirtschaft (RKW) eingegliedert wurde) sowie
  • 1919 der Ausschuss für Zeitstudien in Berlin.

Die Gründung des Ausschusses für Zeitstudien markiert den Beginn eines einheitlichen deutschen Arbeits- und Zeitstudiums. Ziel war es, basierend auf den Erfahrungen der Inflationszeit, das Zeitstudium als Grundlage für die Akkordfestsetzung zu stärken, da die bis dahin üblichen Geldakkorde täglich an den neuen Geldwert angepasst werden mussten.

Ein entscheidender Meilenstein für das Zeitstudium und die Gründung von REFA wurde durch die Arbeit von Oberingenieur Kurt Hegner in Berlin gelegt. Im Oktober 1922 initiierten der Verband Berliner Metallindustrieller und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure Kurse für Stücklohn-Kalkulatoren, deren Leitung Oberingenieur Kurt Hegner übernahm. Seine erste Aufgabe bestand darin, Kalkulationsunterlagen aus der Industrie zu sammeln und in geeignetes Unterrichtsmaterial umzuwandeln. Nach zwei Jahren intensiver und sorgfältiger Arbeit war der Grundstein gelegt. Die ersten Kurse in Berlin wurden erfolgreich durchgeführt und dienten als Vorbild für später im gesamten Reich veranstaltete Lehrgänge. Im Sommer 1924 veröffentlichte Hegner auf Wunsch der Industrie sein Lehrbuch der Vorkalkulation von Bearbeitungszeiten, dessen Inhalte er auch in Lehrgängen für die Industrie vermittelte. So wurde Hegner zum „ersten REFA-Lehrer“ – und der Grundstein für die REFA-Arbeit war gelegt.

Diesem Vorstoß vorausgegangen war der Plan, dem Arbeits- und Zeitstudium einen eigenen organisatorischen Rahmen zu geben, der auf einer Ausbildungskonferenz für Kalkulatoren im Februar 1924 entstand. Dieser Planung folgend versammelten sich unter dem Vorsitz von Dir. O. Knoops 20 Fachleute aus ganz Deutschland.

Am 30. September 1924 wurde in Berlin der „Reichsausschuss für Arbeitszeitermittlung“, kurz REFA genannt, gegründet.

Gründungsmitglieder waren führende Mitarbeiter aus Unternehmen wie AEG, Borsig, Loewe und Siemens. Ihre vorrangige Aufgabe bestand darin, alle Informationen im Bereich der Arbeitszeitermittlung in Industrie, Praxis und Wissenschaft zu sammeln, zu sichten und der Öffentlichkeit in einer Form zugänglich zu machen, die sowohl zum Selbststudium geeignet ist als auch als Grundlage für REFA-Lehrgänge dienen kann. Der Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller, repräsentiert durch Mitglieder seiner großen Tarifkommission, und der Verein Deutscher Ingenieure, vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure, fungierten als Paten.

Der erste REFA-Vorsitzende

Das Amt des Vorsitzenden des REFA-Vorstandes wurde bis 1938 von Dir. Knoops bekleidet, nach seinem Tod übernahm Dir. Hegner diese Position bis 1945. In diesem Zeitraum waren Prof. F. Meyenberg bis 1933 als Hauptgeschäftsführer tätig, ihm folgte Dipl.-Ing. Kothe.

Heute ist REFA© in Deutschland und in über 40 weiteren Ländern eine eingetragene bekannte Marke.

Die Entwicklung von REFA in den 1930er-Jahren und bis zum Kriegsende wurde stark von den politischen Verhältnissen überschattet. Einflussnahmen sowohl auf Einzelpersonen als auch auf das Thema „Zeitwirtschaft im Zusammenhang mit Lohn und Leistung“ stellten REFA vor manche Herausforderungen, obwohl die sozialpolitische Bedeutung des Arbeitsstudiums von staatlicher Seite anerkannt wurde.

Dir. Oskar Knoops

Dir. Oskar Knoops

REFA Logo

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REFA-Lehrgänge konnten zunächst nur in Kooperation mit dem staatlichen „Amt für Berufserziehung und Betriebsführung“ durchgeführt werden. Später erhielt REFA jedoch die Erlaubnis, auch eigenständig Lehrgänge zu veranstalten und dafür zu werben. Im Laufe der Zeit sah sich die Organisation jedoch zunehmend mit wenig qualifizierten Teilnehmern und unerfahrenen REFA-Lehrkräften konfrontiert, bis zum Kriegsende jegliche Aktivitäten zum Erliegen kamen.