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Entwicklungsgeschichte der REFA-Methoden

1970-1990
Entwicklung der neuen REFA-Methodenlehren:
MLA, MLPS, MLO, MLBO

Methodenlehre des Arbeitsstudiums (MLA)

Ende der 60er-Jahre gab es auf Initiative von Dr. Maul, Krüger, Prof. Bramesfeld und Dr. Wüstehube erste Ansätze zur Neukonzeption des gesamten REFA-Buches, da ein Konsens zur Neubearbeitung von Band 2 in weiter Ferne lag. Als wichtigster Impulsgeber zur Weiterentwicklung des REFA-Buches und der REFA-Lehre galt jedoch der damalige Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes, Dr.-Ing. Konrad Schlaich (1972-1974). Dr. Schlaich, der 1974 durch einen tragischen Unfall starb, trieb diese Aufgabe durch seine unermüdliche Schaffenskraft und mit viel Sachkompetenz voran.

Unter seiner Leitung und in Zusammenarbeit mit den Fachausschüssen wurden in den Jahren 1971/72 die mittlerweile fünf REFA-Bücher – „Arbeitsgestaltung“, „Zeitvorgabe“, „Arbeitsbewertung“, „Arbeitsunterweisung“ und „Der kalkulatorische Verfahrensvergleich“ – zur sechsbändigen „REFA-Methodenlehre des Arbeitsstudiums“ (MLA) weiterentwickelt.

Der Kern der REFA-Lehre blieb erhalten, jedoch wurde der Lehrstoff entsprechend den erweiterten Zielsetzungen wesentlich erweitert und eine neue Phase der REFA-Ausbildungen eingeleitet. Die Arbeit von Dr. Schlaich wurde durch die fachlichen Mitarbeiter am REFA-Institut in folgenden Fachgebieten unterstützt:

Dr.-Ing. Konrad Schlaich

Dr.-Ing. Konrad Schlaich

  • Allgemeines Arbeitsstudium: Dr.-Ing. K. Kirchner
  • Arbeitsstudium in Dienstleistung und Verwaltung: Ing. K. Funke
  • Arbeitsstudium in spez. Branchen: REFA-Ing. H. Klüche
  • Arbeitsvorbereitung: Dipl.-Ing. E. Zenner
  • Zeitwirtschaft, Materialfluss: Ing. R. Bokranz
  • Arbeitsunterweisung, Menschenführung: P. Beyerle
  • Angewandte Mathematik, Statistik: Dr.-Ing. B. John
  • Entlohnungsformen: Dr. Dipl.-Ing. H. Maul
  • Betriebswirtschaft: REFA-Ing. V. Bührer
  • Industrial Engineering: Dipl.-Ing. von Graeve
  • Datenverarbeitung: Ing. R. Meyer

Dr. Schlaich selbst betreute das Fachgebiet Ergonomie.

REFA-Ing. S. Kirchner

REFA-Ing. S. Kirchner

Dr.-Ing. B. John

Dr.-Ing. B. John

Dipl.-Ing. von Graeve

Dipl.-Ing. von Graeve

In der Methodenentwicklung erkannte man, dass, so wie das Zeitstudium eine Arbeitsgestaltung voraussetzt, so setzt eine moderne Betriebsorganisation ein gründliches Arbeitsstudium, also die Gestaltung, Bemessung und Bewertung von Arbeitssystemen voraus.

Die Aufgaben und Methoden des Arbeitsstudiums sollten an wirtschaftliche und technische Entwicklungen angepasst werden, wobei folgende Entwicklungstendenzen von zunehmender Bedeutung waren:

  • eine umfassende betriebliche Planung,
  • eine exakte Datenerfassung,
  • die Berücksichtigung nicht direkt in der Produktion anfallender Kosten.
Das neue REFA Buch

Das neue REFA Buch

Im Jahr 1971 wurden zunächst folgende Bände veröffentlicht:

Teil 1: Grundlagen des Arbeitsstudiums

Die erweiterten Inhalte dieses Bandes wurden durch die neue Definition des Arbeitsstudiums verdeutlicht: „Das Arbeitsstudium umfasst die Anwendung von Methoden und Erfahrungen zur Untersuchung von Arbeitssystemen mit dem Ziel, unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit und der Bedürfnisse der arbeitenden Menschen die Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu steigern.“ Ebenso wurde das REFA-Arbeitssystem klar definiert.

Teil 2: Datenermittlung

Im Gegensatz zu den Zeitgliederungen in den ersten REFA-Büchern wurde die Zeit nun als Funktion des Arbeitsablaufs betrachtet. An die Stelle der Zeitgliederungen traten Ablaufgliederungen, die sich auf den Menschen, das Betriebsmittel und den Arbeitsgegenstand bezogen.

Ablaufgliederungen bezogen auf den Menschen und Betriebsmittel (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 2 Datenermittlung, S. 23)

Ablaufgliederungen bezogen auf den Menschen und Betriebsmittel (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 2 Datenermittlung, S. 23)

Aus den Ablaufarten ergaben sich dann die Zeitarten und die Gliederung der Vorgabezeit.

Gliederung der Vorgabezeit bei Mensch und Betriebsmittel (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 2 Datenermittlung, S. 45)

Gliederung der Vorgabezeit bei Mensch und Betriebsmittel (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 2 Datenermittlung, S. 45)

Der Leistungsgrad wurde von nun an nicht mehr nur geschätzt, sondern fundiert beurteilt. Neue Methoden wie Multimomentaufnahmen, Planzeitermittlung, Systeme vorbestimmter Zeiten und die Berechnung von Prozesszeiten wurden in das Repertoire aufgenommen. Dadurch erhielten die gesamte Zeitwirtschaft sowie die Auswertung der Zeitdaten eine zentrale Bedeutung.

Teil 3: Kostenrechnung und Arbeitsgestaltung

Kostenrechnung und Arbeitsgestaltung, die auf der Datenermittlung aufbauen, wurden als Teil 3 der Reihe zusammengefasst. Der Fokus lag auf der Analyse und Verbesserung des Ist-Zustands. Als Werkzeuge hierfür wurde die bis dahin gelehrte Vier-Stufen-Methode zu einer Sechs-Stufen-Methode weiterentwickelt. Unter dem Einfluss der Systemtechnik entstand der Begriff des REFA-Arbeitssystems als eine Verbindung von Menschen und Betriebsmitteln zur Erfüllung von Arbeitsaufgaben.

6-Stufen-Methode der Systemgestaltung (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 3 Kostenrechnung, Arbeitsgestaltung, S. 78)

6-Stufen-Methode der Systemgestaltung
(Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 3 Kostenrechnung, Arbeitsgestaltung, S. 78)

Das REFA-Arbeitssystem (Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 1 Grundlagen, S. 94)

Das REFA-Arbeitssystem
(Quelle: Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 1 Grundlagen, S. 94)

Im darauffolgenden Jahr erschienen weitere neu bearbeitete Teile der REFA-Methodenlehre des Arbeitsstudiums (MLA):

  • Teil 4: Anforderungsermittlung (Arbeitsbewertung)
  • Teil 5: Lohndifferenzierung (Zeitlohn, Akkordlohn, Prämienlohn)
  • Teil 6: Arbeitsunterweisung
Prof. Dr. Kurt Landau

Prof. Dr. Kurt Landau

Dr. Rolf Helbig

Dr. Rolf Helbig

Besonders die Arbeitswissenschaft wurde ab 1978 unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Kurt Landau als ein Hauptfachbereich vorangetrieben. Nach seiner Berufung zum Universitätsprofessor im Jahr 1983 wurde die Leitung von Dr. Rolf Helbig und ab 1986 von Dr. Helmut Peters übernommen. Der Schwerpunkt der Arbeitswissenschaftler lag auf der Weiterentwicklung der REFA-Methodenlehre – sowohl inhaltlich als auch in der Lehre – sowie auf arbeitswissenschaftlichen Forschungen und Publikationen.

Methodenlehre der Planung und Steuerung (MLPS)

Die Entwicklungsstrategie setzte sich in den 70er-Jahren mit der Zielsetzung fort, die über das Arbeitsstudium hinausgehenden Methoden und Erfahrungen der wirtschaftlichen Betriebsführung näher zu beleuchten. Hierzu zählten die Themen Rationalisierung, Organisation sowie Planung und Kontrolle komplexer Produktionssysteme. Als erster Baustein der Erweiterung erschien 1974 die Buchreihe „REFA-Methodenlehre der Planung und Steuerung“ (MLPS) zunächst in drei Teilen, wobei später noch zwei weitere Teile hinzugefügt werden sollten:

  • Teil 1: Grundbegriffe, Einflüsse auf das Unternehmen, Informationen und Daten, Erzeugnisdokumentation
  • Teil 2: Programm und Auftrag, Material-, Kapazitäts-, Personal- und Betriebsmittelplanung sowie -steuerung
  • Teil 3: Zeitermittlung, Terminierung, Erstellung von Arbeitsunterlagen, Werkstattsteuerung
  • Teil 4: Qualitätsplanung und -steuerung, Planung und Steuerung von Kosten und Investitionen
  • Teil 5: Netzplantechnik, Projektmanagement, Betriebsstättenplanung

Ein Autorenteam war für die Erstellung verantwortlich, wobei sich Studiendirektor Karl-Werner Fuhrmann besonders als Lenker und Treiber hervortat. Er führte lange Jahre die REFA-Seminare zur Planung und Steuerung durch und schulte die Fachlehrer.

StD Karl-Werner Fuhrmann

StD Karl-Werner Fuhrmann

Mit dieser Veröffentlichung brachte REFA das erste Kompendium auf den Markt, das das gesamte Methodenwissen zur Planung und Steuerung der Fertigung in einheitlicher Form und auf Basis einer anerkannten Terminologie vorstellte. Dies umfasste das Know-how für die Erzeugnisgliederung, die Erstellung von Stücklisten, die Arbeitsplanung, die Kapazitätsplanung und die Materialwirtschaft.

REFA-Methodenlehren MLA und MLPS

REFA-Methodenlehren MLA und MLPS

Methodenlehre der Organisation und Verwaltung (MLO)

Bereits Ende der 60er-Jahre erkannte der REFA-Verband die Notwendigkeit, sich neben dem reinen Arbeitsstudium auch mit anderen Aspekten der Betriebsorganisation zu befassen. Dazu gehörten insbesondere die Organisation im Büro- und Verwaltungsbereich, die Betriebsinformatik und die Betriebsautomatisierung. Entsprechende Ausbildungen wurden angeboten, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Die zunehmende Anzahl von Beschäftigten in indirekten Bereichen und die Verschiebung der Beschäftigtenstruktur von gewerblichen Arbeitnehmern zu Angestellten in Büro und Verwaltung machten den verstärkten Einsatz von Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung auch in diesen Sektoren notwendig. Diese Entwicklung führte zu einer erheblichen Ausweitung des REFA-Ausbildungsangebots und mündete 1977 in der inhaltlichen Erweiterung des Namens zu „REFA – Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e. V.“.

Die Ausbildung für Organisatoren im Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich wurde 1985 durch das Erscheinen der „REFA-Methodenlehre der Organisation für Verwaltung und Dienstleistung“ (MLO) unterstützt. Diese Reihe, bestehend aus drei Bänden – Teil 1: Grundlagen, Teil 2: Aufbauorganisation und Teil 3: Ablauforganisation –, bot eine Sammlung von Methoden und Techniken zur Aufbau- und Ablauforganisation sowie verwandten Gebieten. 

Dipl.-Ing. Klaus Funke

Dipl.-Ing. Klaus Funke

Diese hatten sich in der Praxis von Verwaltung und Dienstleistung bewährt und sollten zum Handwerkszeug jedes in diesem Bereich tätigen Organisations- und Personalexperten gehören. Ergänzt wurde dies durch eine Zusammenstellung von Methoden zur Zeitdatenermittlung, die in der Verwaltungsorganisation eingesetzt werden können. Federführend im Autorenteam war Klaus Funke, der auch in den folgenden Jahren das Referat und die Ausbildungen für den Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich leitete.

REFA-Methodenlehren MLA und MLPS

REFA Methodenlehre der Organisation

Neue Methoden für neue Technologien: Betriebsinformatik für Produktionsbetriebe

Zu Beginn der 80er-Jahre gewann das Thema Betriebsinformatik in der Industrie zunehmend an Bedeutung. In den produzierenden Unternehmen erregten sogenannte CA-Techniken Aufsehen. Viele Unternehmensleitungen hegte den Wunsch, ein sogenanntes CIM-System (Computer Integrated Manufacturing) zu realisieren, in dem alle technischen und organisatorischen Funktionen der Produkterstellung integriert werden sollten. Ziel war es, alle DV-Systeme über eine gemeinsame Datenbank miteinander zu verknüpfen.

Als Reaktion darauf erweiterte REFA sein Medienangebot um diese Thematik. Um schnell reagieren zu können, setzte der Verband auf externe Autoren und deren Fachwissen. Ab 1983 erschien die sechsbändige Fachbuchreihe „Betriebsinformatik für Produktionsbetriebe“, konzipiert von Dr.-Ing. Dr. oec. U. W. Geitner von der Universität Kassel in Zusammenarbeit mit Rolf Meyer. Die Bände boten einen umfassenden Überblick über die betriebliche Anwendung der Informationstechnik.

Dr.-Ing. Dr. oec. U. W. Geitner

Dr.-Ing. Dr. oec. U. W. Geitner 

Betriebsinformatik für Produktionsbetriebe

Betriebsinformatik für Produktionsbetriebe

Vor dem Hintergrund des technologischen Wandels und den daraus resultierenden Anforderungen an Arbeitsgestaltung und Betriebsorganisation der Unternehmen überarbeitete und ergänzte der REFA-Verband sein Seminarprogramm zur beruflichen Weiterbildung. So wurde in die REFA-Grundausbildung der Block „Methodentraining und EDV-Anwendung“ integriert. Als Ergänzung zur bewährten konventionellen Stufenausbildung „Produktionsorganisation“ wurde eine neue Stufenausbildung „Produktionsautomatisierung“ mit den Qualifikationsabschlüssen eingeführt:

  • REFA-Anlagenführer für komplexe Produktionssysteme,
  • REFA-Fertigungsvorbereiter für komplexe Produktionssysteme,
  • REFA-Ingenieur für Produktionsautomatisierung.

Methodenlehre der Betriebsorganisation (MLBO)

Das Jahr 1987 markierte einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung der REFA-Methodenlehre. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten drei separate Methodenlehren, die in den jeweiligen Kursen als Lehrbücher und von Betriebspraktikern als Nachschlagewerke genutzt wurden. Dies führte unweigerlich zu inhaltlichen Überschneidungen und machte die Etablierung einer einheitlichen Terminologie schwierig. Darüber hinaus erforderte die Steigerung der Produktivität – und somit die Sicherung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens – eine ganzheitliche und integrierte Betrachtung und Gestaltung betrieblicher Abläufe und Strukturen.

Die verstärkt einsetzende Durchdringung mit Informations- und Automatisierungstechnik sowie eine umfassendere Vernetzung aller Funktionsbereiche machte eine Ausrichtung der Methodenlehren an ganzheitlichen Geschäftsprozessen notwendig.

Dr. Wilhelm Doerken

Dr. Wilhelm Doerken

Dr. Helmut Peters

Dr. Helmut Peters

Das Leitmotiv der neuen Methodenlehre war, Arbeit sowohl menschengerecht als auch wirtschaftlich zu gestalten. Unter dieser Prämisse wurden die vorhandenen Inhalte der MLA-Reihe analysiert und aktualisiert. Die „Planungssystematik der Arbeitsgestaltung“ ersetzte die 6-Stufen-Methode, während die bewährten Inhalte, die in Abstimmung mit Industrie und Sozialpartnern entstanden waren, beibehalten wurden. Layout und Grafikdesign wurden modernisiert, und der Druck erfolgte ab diesem Zeitpunkt in Farbe.

REFA-Planungssystematik (Quelle: MLBO, Grundlagen der Arbeitsgestaltung, S. 127

REFA-Planungssystematik (Quelle: MLBO, Grundlagen der Arbeitsgestaltung, S. 127

Im Jahr 1987 markierte der Band „Planung und Gestaltung komplexer Produktionssysteme“ den Auftakt dieser Reihe und bot methodische Unterstützung bei der Implementierung integrierter Produktionssysteme.

Nach und nach kamen weitere Bände hinzu, die in der REFA-Grundausbildung Verwendung fanden:

  • Arbeitsgestaltung in der Produktion
  • Datenermittlung
  • Anforderungsermittlung/Arbeitsbewertung
  • Entgeltdifferenzierung
  • Kostenrechnung
  • Arbeitspädagogik

Für das Seminar „Planung und Steuerung“ wurden die vorherigen Bände erweitert und als „Planung und Steuerung Teil 1 bis 3“ neu aufgelegt.

Im Bereich Verwaltung und Dienstleistung wurden folgende Bände veröffentlicht:

  • Arbeitsgestaltung im Bürobereich
  • Aufbauorganisation
  • Ablauforganisation

Darüber hinaus wurde das aktualisierte REFA-Lexikon in die MLBO-Reihe integriert.

Planung und Gestaltung komplexer Systeme

Planung und Gestaltung komplexer Produktionssysteme

Lexikon der Betriebsorganisation

Lexikon der Betriebsorganisation